Die glorreichen Sieben III | Schweizer Personalvorsorge
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Die glorreichen Sieben III

21.10.2024
Lesezeit: 3 min

Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz werden selbst berühmte Schauspieler wie Yul Brynner, Steve McQueen oder Charles Bronson durch digitale Grössen ersetzt. Ich muss Sie aber gleich enttäuschen, denn es kommt zu keinem virtuellen Wiedersehen mit diesen Charakterdarstellern in einer Neuverfilmung des Filmklassikers «Die glorreichen Sieben» aus dem Jahr 1960. Vielmehr werden seit geraumer Zeit die Aktien der Firmen Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Meta Platforms (Facebook, WhatsApp etc.), Nvidia und Tesla ebenfalls als «Magnificent Seven» oder eben «glorreiche Sieben» bezeichnet.

Im Film schützten sieben Helden arme Bauern vor Überfällen durch Banditen. Die heutigen Magnificent Seven schützen niemanden vor Überfällen, machten in der Vergangenheit jedoch viele reich und sorgten für erfreuliche Renditen bei Schweizer Pensionskassen. Sie waren auch matchentscheidend für das gute Wirtschaftswachstum in den USA und den globalen technologischen Fortschritt.

In den letzten fünf Jahren ist der Aktienkurs des Computer-Grafikkarten-Herstellers Nvidia um den Faktor 24 resp. 2430% gestiegen. Die Aktien des Elektroauto-Konzerns Tesla stiegen in derselben Periode um Faktor 14 oder 1398%. Aber auch die Performance von Apple ist mit 412% eindrücklich. Als Vergleich: In demselben Zeitraum verloren die Aktien von Nestlé 20%, diejenigen von Novartis legten um 20% zu, und der Wert des Roche-Genussscheins veränderte sich kaum.

Wenn die Aktien einzelner Firmen derart stark an Wert gewinnen, steigt logischerweise auch deren Gewicht in den marktkapitalisierten Indizes. Die zehn grössten Unternehmen hatten vor zehn Jahren einen Anteil von 14% am S&P500. Heute machen sie über ein Drittel des Index aus. Das Gewicht der US-Aktien am MSCI-World ist auf 70% gestiegen.

Mindestens Apple, Microsoft und Nvidia dürften inzwischen unter den Top-Ten-Gegenparteirisiken in den Portfolios der Schweizer Pensionskassen figurieren. Ist das ein Problem? Müssen Schweizer Pensionskassen im Rahmen ihres Risikomanagements aktiv ihre Investitionen in diese Firmen abbauen? Ergibt es Sinn, den Gewinn mitzunehmen? Meine Antwort auf diese Fragen lautet klar: Nein.

Ja, die Konzentration an US-Aktien im globalen Aktienportfolio von Schweizer Pensionskassen hat in letzter Zeit stark zugenommen. Dieser Prozess hat aber auch für satte Anlagerenditen gesorgt. Der Aufstieg der Magnificent Seven ist im Zusammenhang mit der Innovationskraft dieser Unternehmen und deren Einfluss auf die globale Wirtschaft und auf unser Alltagsleben zu sehen. Im Gegensatz zu vielen Tech-Firmen, die Ende der neunziger bzw. zu Beginn der nuller Jahre für einen Börsenboom sorgten – der im Platzen der Dotcom-Blase 2001 jäh endete –, erzielen die Magnificent Seven hohe Umsätze und Erträge. Werden diese sieben Firmen auch in der Zukunft so erfolgreich sein? Wir wissen es nicht. Die Wahrscheinlichkeit eines anhaltenden, allenfalls gar beschleunigten technologischen Fortschritts ist aber sehr gross. Wer also seine Tech-Aktien jetzt verkauft, riskiert, nicht mehr in demselben Mass von dieser Entwicklung zu profitieren.

Aus Schweizer Sicht dürfen wir zudem nicht vergessen, dass es am Schweizer Aktienmarkt mit Nestlé, Novartis und Roche eine viel grössere Firmenkonzentration gibt, als dies am amerikanischen Markt der Fall ist. Hinzu kommt, dass fast alle Schweizer Pensionskassen einen starken Home-Bias bei ihren Aktienanlagen haben. Sie investieren viel mehr Geld in Schweizer Aktien, als dies die globale Marktkapitalisierung anzeigen würde. Wer also über einen Abbau der US-Aktien, insbesondere der Magnificent Seven nachdenkt, sollte sich mindestens so stark mit einem möglichen Abbau der drei Schweizer Index-Schwergewichte auseinandersetzen.

Wer meint, mit einer substanziellen Investition in Private Equity das geo­gra­fische Risiko im Aktienportfolio insgesamt senken zu können, dürfte sich getäuscht sehen. Die Private-Equity-Landschaft unterscheidet sich diesbezüglich nicht stark von derjenigen der kotierten Aktien. Wieso sollte sie auch? Es sind die Innovationskraft sowie ein unternehmerfreundliches Rechts- und Steuersystem, welche die Grundpfeiler für eine nachhaltig florierende Wirtschaft bilden.

Auch die Geschichte der glorreichen Sieben bestärkt mich in der Überzeugung, dass passives, an einem Index ausgerichtetes Investieren in Aktien die beste und erfolgversprechendste Lösung für Schweizer Pensionskassen ist.