Der BVG-Reform einen Schritt voraus | Schweizer Personalvorsorge
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Schweizer Pensionskassenstudie 2024

Der BVG-Reform einen Schritt voraus

Die mehrjährige Phase des Leistungsabbaus in der 2. Säule ist vorbei, die Talsohle ist durchschritten. Die Ergebnisse der 24. Pensionskassenstudie von Swisscanto zeigen, dass die Schweizer Pensionskassen finanziell sehr gut aufgestellt sind. Dies sollte nun auch Leistungsverbesserungen ermöglichen.

29.05.2024
Lesezeit: 3 min

An der Präsentation der Studie bekräftigte Iwan Deplazes, Leiter Asset Management, Zürcher Kantonalbank, dass auf den 3. Beitragszahler Verlass ist. Die Anlagerendite sei die wichtigste Beitragszahlerin in der 2. Säule, hielt Deplazes in seinem Fazit fest.

Die Ergebnisse der 24. Pensionskassen-Studie von Swisscanto zeigen auch, dass eine bessere Performance in der Regel zu besseren Leistungen für Versicherte führt. Die guten Renditen im Jahr 2023, wo die Pensionskassen im Schnitt eine Nettorendite von 5.1% erzielten, würden höhere Leistungsgarantien ermöglichen. Der durchschnittliche Deckungsgrad lag Ende 2023 bei 113.5%. Fast die Hälfte der Kassen hat die Wertschwankungsreserven zu mindestens 75% gefüllt.

Durchschnittliche Verzinsung von 2.44%

Die durchschnittliche Rendite der besten 10% der Kassen lag 2023 bei 8.2%, während die schlechtesten 10% der Kassen 2.3% erreichten. Die schlechtesten Kassen verzinsten die Altersguthaben der Aktiven mit 2%; der Durchschnitt über alle Kassen hinweg lag bei 2.44%.

Auch die Entwicklung der Umwandlungssätze weist in eine positive Richtung. Nach der Talfahrt während der letzten 15 Jahre flacht die Kurve nun merklich ab. Der durchschnittliche Umwandlungssatz beträgt aktuell 5.31%. Bis 2029 rechnen die Kassen mit 5.23%. Diese Tendenz spiegelt sich auch in der Ersatzquote, die den Beitrag von AHV und BVG zur Altersvorsorge misst. Sie verharrt bei einem Jahreslohn von 80000 Franken zum dritten Mal in Folge bei 70%. Das zeigt, dass sich die Leistungen der 2. Säule stabilisiert haben.

Zurückhaltende Kassen

Trotzdem halten sich die Pensionskassen noch zurück, ihre Leistungsgarantien zu erhöhen. Lediglich drei von 483 befragten Kassen haben ihren Umwandlungssatz angehoben. «Zwar wollen 14% in diesem Jahr Leistungsverbesserungen für Rentnerinnen und Rentner erbringen, doch auch hier zeigt sich die Zurückhaltung gegenüber langfristigen Verpflichtungen: Nur 39% dieser Kassen gewähren Rentenerhöhungen. Die restlichen 61% setzen auf Einmalzahlungen», sagt Heini Dändliker, Leiter Key Account Management und Leiter Firmenkunden Markt Schweiz der Zürcher Kantonalbank. In seinem Fazit hielt er ebenfalls fest, dass der Leistungsabbau gestoppt ist. Da aber der Anteil von Kapitalbezügen gegenüber der Rente tendenziell zunimmt, tragen die Versicherten entsprechend mehr Risiken.

Teilzeit ist bei PK angekommen

Dändliker äusserte sich auch zur in der BVG-Reform geplanten Senkung des Mindestumwandlungssatzes. Diese Senkung würde nur 13% der Kassen betreffen, bei allen anderen Pensionskassen ist der überobligatorische Anteil gross genug, damit das Obligatorium keine Auswirkungen hat.

Eine zentrale Massnahme im Reformpaket, das am 22. September zur Abstimmung kommt, ist die Flexibilisierung des Koordinationsabzugs, um Teilzeitarbeitende besserzustellen. Die meisten Kassen tragen den veränderten Erwerbsbiografien bereits heute Rechnung: 89% gestalten den Koordinationsabzug variabel, gewichten ihn nach Beschäftigungsgrad oder verzichten ganz darauf.

Es wäre mehr möglich

Grösser wäre der Handlungsbedarf bei der BVG-Eintrittsschwelle: Erst knapp ein Drittel der Pensionskassen haben diese gesenkt oder verwenden eine variable Eintrittsschwelle.

Dändliker ging in seinem Referat auf das Schwerpunktthema der diesjährigen Studie ein, die Gestaltungsmöglichkeiten in der 2. Säule. Viele Kassen treiben die Flexibilisierung voran, sagte er. Während sich Wahlmöglichkeiten bei Sparbeiträgen etabliert haben, sind Pensionskassen bei Optionen zum Leistungsbezug noch eher zurückhaltend, etwa im Hinblick auf die wählbare Höhe der Partnerrente oder flexible Rentenmodelle. Auch diese sind stark von der Perfomance abhängig, was den Trend hin zu flexiblen Auszahlungen unterstreicht.

Dändlikers Fazit ist positiv: «Die Pensionskassen haben ihre Hausaufgaben gemacht und sind risikomässig auf gutem Weg.» Wenn der 3. Beitragszahler auch in Zukunft seinen Beitrag liefert, dann sollten sich auch die Leistungen verbessern.

Dreiviertel der Schweizer Pensionskassen machten mit
In der Studie haben 483 Vorsorgeeinrichtungen mitgemacht. Damit sind in der Teilnehmerstruktur etwas mehr als 4 Mio. Versicherte und ein Vermögen von 770 Mrd. Franken vertreten, was 75% der Vorsorgevermögen in der 2. Säule entspricht. Leitende Autorin der Studie bei der Zürcher Kantonalbank ist Projektleiterin Francesca Pitsch. In der Juniausgabe der Schweizer Personalvorsorge erscheint ein Artikel von Iwan Deplazes mit mehr Informationen zu den Studienergebnissen.