Frau Baume-Schneider, Sie haben schon Erfahrung darin, gegen die Meinung Ihrer Partei Abstimmungskämpfe zu führen. Was ist für Sie neu in der BVG-21-Debatte?
Elisabeth Baume-Schneider: Eigentlich nichts. Ich bin nicht gegen eine Partei. Ich vertrete die Meinung des Bundesrats und des Parlaments. Das ist für mich klar: Es gilt das Prinzip der Kollegialität. Das ist auch ein Zeichen der Reife unserer Demokratie: Man wird gewählt, man weiss, woher man kommt und man weiss auch, dass man die Kollegialität respektiert. Der Bundesrat, die Exekutive – es funktioniert gleich in den Kantonen – muss die Argumente bringen und die Vorlage verständlich erklären. Am Ende gibt es eine Abstimmung und das Volk hat das letzte Wort. Es ist absolut nicht ein Kampf für oder gegen etwas. Es ist unsere lebendige Demokratie. Ich bin sehr gerne Teil davon.
Gerade bei den Pensionskassen, ist die BVG-21-Vorlage umstritten. Es wird unter Experten heftig um Zahlen gefightet, man ist sich uneinig über die Konsequenzen des Pakets. Wie gehen Sie damit um?
Ich gehe wie Sie damit um. Die Materie der beruflichen Vorsorge ist komplex. Man muss akzeptieren, dass es 1400 Pensionskassen gibt und dass es individuelle Lebensläufe gibt, die ganz unterschiedlich verlaufen. Dass sich die Situation ändern kann, nicht nur im Beruf. Auch die Änderungen im Leben, Zivilstand, Kinder, Beruf, etc. wirken sich auf die berufliche Vorsorge aus. All dies ist in der 2. Säule abgebildet. Ja, vielleicht ist es nicht ganz einfach. Aber jede versicherte Person kann mit ihrer Pensionskasse schauen, was diese Reform individuell für sie bedeutet. Was mir wichtig ist: Wir sollten nicht nur um Zahlen kämpfen. Das System braucht nun einen Fortschritt. Denn wir wissen zwei Sachen ganz klar: Man lebt länger und deswegen muss man die Rente länger bezahlen. Und zweitens ist es auf dem Finanzmarkt nicht dasselbe wie vor 20 Jahren. Deswegen muss man diesen Umwandlungssatz senken, von 6.8 auf 6%.
"Es ist sehr wichtig, dass man endlich einen kleinen Schritt macht."